Einleitung
Die Eigenarten der modernen „Wissensgesellschaft“ haben nicht nur zu einer radikalen
Umstrukturierung der Produktionsprozesse, zur Destrukturierung des Arbeitsmarktes
und zur Verminderung der Halbwertszeit tradierter Berufsprofile geführt, sondern auch
die Grenzen zwischen Beruf- und Alltagskultur zusehend verwischt. Daraus ist ein star-
ker Druck aufs gesamte Bildungssystem entstanden. Wenn man gerne mit Strategien
und Techniken der Outputsteuerung darauf reagiert hat, so ist aber auf bewährte In-
strumente der Inputsteuerung kein Verzicht, im Gegenteil, diese gewinnen im Stillen und
mit wenig Aufsehen wieder zusehend an Bedeutung. Dazu gehören Lehrpläne und Cur-
ricula. Das CoRe (Kompetenzen-Ressourcen)-Verfahren erhebt den Anspruch, Instru-
mente für eine innovative, situationsorientierte und didaktisch sinnvolle Entwicklung von
(Berufs-) Bildungsplänen zur Verfügung zu stellen. Ausgehend von den Anforderungen
des neuen, 2004 in Kraft getretenen Berufsbildungsgesetzes
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, wurde in den letzten
Jahren eine umfassende Reform sämtlicher Ausbildungsprogramme der beruflichen
Grundbildung eingeleitet. In diesem Rahmen wurde das Modell CoRe entwickelt. Des-
sen Grundkonzepte gehen davon aus, dass Curriculumentwicklung generell und v.a. in
der Berufsbildung vierfachen Anforderungen genügen sollte: i) den gesellschaftlichen
Bedürfnissen und spezifisch den Anforderungen des Arbeitsprozesses, ii) den Bedürf-
nissen des Individuums (als gesellschaftliches Wesen), iii) den inhaltlichen Vorgaben der
wissenschaftlichen Bezugsdisziplinen iv) den wissenschaftlich bekannten Bedingungen,
d.h. der Grammatik des (Berufs-)Bildungsprozesses (individuell und institutionell).
Ferner gilt es, die Kontinuität und Kohärenz zwischen der Klärung der Anforderungen
der Arbeit und der Individuen einerseits und der Curriculumentwicklung andererseits zu
gewährleisten.
CoRe wurde im Rahmen eines Pilotprojekts zur Reform der Ausbildung der Pharma-
AssistentInnen konzipiert und, in etwas varierenden Formen, in anderen Ausbildungen
angewendet.
Im Symposium geht es um die Darstellung:
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